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Unternehmen

KENNEDY Co.: Bandlaufwerk  (digital tape transport)
Model 9000



               
Kennedy Tape Drive Model 9000; oben DATUM Mag Tape Controller 5191. USA, ca. 1978.        
Bei den "Kennedy-tapes" handelt es sich um hunderte Stunden Tonbänder, die in der Amtszeit von US-Präsident JF Kennedy aus Sitzungsmitschnitten und Telefongespräche aufgezeichnet wurden - auf Wunsch des US-Präsidenten.
Das ist hier aber nicht gemeint. Zwischen dem Gründer der KENNEDY Company, Charles J. Kennedy, und dem US-Präsidenten, JF Kennedy ist überdies kein Verwandschaftsverhältnis nachweisbar.

Charles J. Kennedy gründete sein Unternehmen 1963 zur Herstellung und zum Vertrieb von Magnetbandlaufwerken (ausschließlich für Computersysteme, nicht für Audio) und blieb dem Kerngeschäft bis zur Übernahme 1978 weitestgehend treu.

Die Serie der 9000-Bandmaschinen - es gibt viele Varianten - trug offenbar sehr wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bei.
Mit einem Gewicht von ca. 45 kg ist dieses Model 9000 gerade noch zu stemmen. Wer heute (2025) zur Geschichte von Bandmaschinen für Computer-Anwendungen recherchiert, stößt auf die Namen UNIVAC, IBM, PERTEC, Hewlett-Packard und eben auf KENNEDY, wobei die Laufwerke von Kennedy in den 1970er Jahren in vielen Anwendungszenarien offenbar sehr präsent waren. Für die Anbindung an die Rechner und Rechnersysteme war in der Regel ein weiterer Controller oder eine entsprechende Schnittstellenkarte erforderlich.

Ein gutes Beispiel ist das auch in der Vintage-Community noch zu findende (und auch noch funktionierende) Ensemble
HP 2116B Computer - 13181 mag tape interface - HP 7970 Bandlaufwerk.

Die Aufstellung in der Sammlung hier mit einem einem DATUM Mag Tape Controller Type 5191 mit NTDS Schnittstelle und UNIVAC UYK-7 computer set ist da eher ein Exot.

Nur in wenigen Sammlungen und Museen sind lauffähige Ensembles aus Computern mit Bandlaufwerken aus den 1970er oder 1980er Jahren zu bestaunen. Auch für Profis ist die Sache wirklich kompliziert. Dabei waren diese Kombinationen in den früheren Computer-Jahren absoluter Standard. Wahrscheinlich ist es (heute) die Kombination aus Mechanik, Schreib-Leseköpfen, die sehr aufwändige Anpassung von Register- auf Banddaten und umgekehrt, sowie die vieldimensionale Ansteuerung und Datenkabel, die einem (mir zumindest) viel Respekt geben; und man lässt dann so ein Projekt besser sein.
Wir versuchen es trotzdem, oder gerade deshalb:

 


Kennedy tape drive model 9000, aufgeklappt, innen. USA, 1978.

Das Innenleben des KENNEDY 9000 Bandlaufwerkes (Bild oben) wirkt sehr gut sortiert. An zwei Abenden hat man sich mit Hilfe der sehr guten Dokumentation einen ersten Überblick verschafft:
Links oben das Testpanel, dahinter der Kartenschacht für die Schreib-/Lese-Elektronik. Links unten der Kartenschacht für die Kontroll- und Steuereinheit. In der Mitte sind die beiden Motoren für die Spulen deutlich zu sehen; links daneben Teile des Netzteils, sowie die beiden baugleichen Servo-Vorverstärker für die Spulen.
Direkt rechts, neben den beiden baugleichen Motoren: der Capstan-Motor und sein Servo-Verstärker. Rechts oben der Lese-Verstärker, rechts unten Anzeige- und Bedienfeld.
Laut internem Label schreibt und liest dieses Modell (192-9000-059) 9 Spuren bei einer Geschwindigkeit von 45 inches per second (ips) und einer Dichte von 1600 characters per inch (cps).  

Ein erster Einschaltversuch verlief insofern positiv, als alle vier Betriebsspannungen (+10V, -10V, -24V, +5V) präsent waren. Die Stromaufnahme beträgt bei 115V Eingangsspannung etwa 1A.
Wenn man dann auch verstanden hat, wie ein Band korrekt in den Weg gelegt wird (keine Sorge, ich habe auch einige Anläufe gebraucht) geht es unweigerlich auf den ersten Meilenstein zu: Lässt sich das Band laden (load)? Dabei wird das Band eingelegt und auf eine Eingangsmarke vorgespult (begin of tape = BOT). (Ich kann vestehen, wenn man in Umfeld der Computertechnik dabei mit dem Begriff "load" hadert, weil es wird ja eigentlich nichts geladen, schon gar keine Daten. Gemeint ist hier tatsächlich nur das mechanische Bereitstellen des Datenbandes und Vorspulen auf Anfang).
Wie funktioniert das?  Wenn man das Band eingelgt und die Taste LOAD betätigt hat, beginnt das Laufwerk das Band vor zu spulen. Auf dem Magnetband ist etwa nach drei Metern Länge ein kleiner Silberstreifen aufgebracht - ein Photo- oder Infrarotsensor vor dem Schreib-Lesekopf erkennt diese Markierung und stoppt den Vorlauf. Geht alle gut, ist das Band damit geladen und ein Lämpchen LOAD leuchtet.



Kennedy 9000, Begin Of Tape - Marke.

Entsprechend gibt es am Ende des Magnetbandes auch eine solche Markierung, nämlich auf der anderen Hälfte des Bandes und die Marke heißt, ganz richtig, end of tape, EOT. Bis dahin sind  sich meines Wissens eigentlich alle Computer-Bandmaschinen gleich.
Und noch zwei Dinge finden sich bei meine ich allen Bandmaschinen für Daten:
   *  der write-protect-ring - dieser wird in die Bandspule eingelegt, um (versehentliches) Beschreiben des Magnetbandes zu unterbinden, meist ein einfacher Schiebekontakt mit Relais.
   *  die Funktion "online" - eine meist von außen gesteuertes Signal, das dieses Bandlaufwerk aktiv schaltet - häufig waren bis zu vier Bandmaschinen an einem Rechner angeschlossen und immer nur eins ist aktuell aktiv. Das regelt der Controller -  auf den kommen wir noch zu sprechen.

Beim Exemplar hier hat das Entnehmen des Write-Protect-Ring bei einem eingelgten Spulenbands zwar den Schalter geöffnet, die LED WRITE ENABLE auf dem Anzeige-Panel leuchtete aber nicht auf. Da war noch ein Abend extra Forschens erforderlich, um auf einer Steuerkarte eine defekte Diode ausfindig zu machen. Nach ihrem Austasuchen funktioniet nun auch das.

Das in diesem Gerät integrierte Test-Panel lasst einige Selbsttests zu: Vorspulen, Zurückspulen, jeweils normal und schnell, Lesen und Schreiben. Das haben wir mal probiert: Das Band beschreiben, es hernach lesen und prüfen, was die Leseverstärker so anzeigen.
An den 9 Messpins des Vorverstärkers sieht das dann so aus:

         


Kennedy tape drive model 9000: Signal am Lese-Vorverstärker beim Lesen.

Das Oszillogramm gibt auch eine Vermutung zur Codierart der Signale, dem Phase Encodierung (kurz PE) und bestätigt die angegebene Lesegeschwindigkeit von 72 kHz.
Es gibt einen "promotional film" von IBM, ca. 1968, der die Technik des phase encodierung am Beispiel des IBM 2420 Bandlaufwerkes erläutert. Das Computer Historical Archives Project hat diesen Film restauriert.
Darin auch gut zu erkennen: die Schreib-Leseköpfe der IBM Geräte. Der Schreib-Lesekopf des KENNEDY 9000 sieht so aus:

Spannend wird nun, ob sich die Bandmaschine auch mit dem Controller, also dem Bindeglied zwischen Bandlaufwerk und Rechner versteht. KENNEDY hatte einen eigenen Controller mit der Bezeichnung Format Control Unit Model 9129 im Programm. Man findet ein paar Bilder und ein Manual dazu.
Die Spezialität hier: Ein Mag Tape Controller der Fa. DATUM Model 5191. Die Schnittstellenkarte (eine von zwei vergleichsweise großen Patinen in dem Controller) ist eigens für SPERRY UNIVAC Systeme ausgelegt und entsprechend auf das Naval Technical Data System (NTDS) angepasst.

         



DATUM Inc.: Model No. 5191 Mag Tape Controller. Ansicht vorne, hinten, USA, ca. 1980.

Der Controller verbindet einen Computer mit maximal vier Bandlaufwerken (Units). NTDS sieht getrennte Kabelwege für In und Out vor und ja, die Steckverbinder sind sehr speziell (ich kenne diese 120-poligen rechtwinklingen Steckverbinder tatsächlich nur bei den Systemen UYK-20 und UYK-43).
Da der IO-Adapter des UYK-7 computers 85-polige runde Steckverbinder (MIL-C-81511 Series Connector) vorsieht gibt es hier eine Extra-Fleißarbeit die Verbindungskabel zu konfektionieren:
 


Konfektionieren der Verbindunsgkabel 120-pol UNIVAC auf 85-pol AMPHNEOL.



Kennwerte: (model 192-9000-059)

Interface      DTL/TTL zero true
Tracks:        9
Speed:        45 ips
Density:      1600 bpi / PE
data rate     72 kHz write, 72 kHz read     


References:

KENNEDY CO.: Model 9000 Synchronous Digital Magnetic Tape Recorder. Operation and Maintenance Manual.

 
  
  
Kategorien
Computersysteme
Digitaltechnik
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